Rauschen, Pfeifen, Piepsen: Ein Tinnitus äußert sich in unterschiedlichster Weise und belastet Betroffene nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr stark. Die Ohrgeräusche können sowohl akut als auch chronisch auftreten und sind in der Regel ein Symptom einer anderen Erkrankung oder Belastung. Tinnitus und Stress gehen dabei oft miteinander einher: Viele Betroffene nehmen unter einer erhöhten Stressbelastung eine Verstärkung der Ohrgeräusche wahr, was wiederum den Stress erhöht, weil sie gegen das Ohrensausen machtlos.
In diesem Beitrag möchten wir beleuchten, inwiefern Ohrensausen und Stress zusammenhängen und welche Therapie-Optionen es gibt.
Häufige Ursachen und Auslöser von Ohrgeräuschen
Um einen Tinnitus optimal behandeln zu können, ist die Identifikation der Auslöser ganz entscheidend. So gibt es zum Beispiel eine Reihe von physischen Faktoren, die die Entstehung eines Tinnitus’ begünstigen können. Dazu zählt etwa eine akustische Überlastung, die auftritt, wenn sich Personen vermehrt Lärm aussetzen (z.B. Musiker oder Bauarbeiter) oder ein sog. “Knalltrauma” erleben (etwa nach dem Auslösen des Airbags im Auto). Zudem können Hörverlust, bestimmte Erkrankungen oder Medikamente Ohrgeräusche auslösen.
Doch auch psychische Probleme und Belastungen können ursächlich für das Ohrensausen sein oder dieses verstärken. Stress und Tinnitus stehen dabei in einem besonderen Verhältnis, denn sie können sich gegenseitig bedingen. Insbesondere dann, wenn das störende Pfeifen oder Brummen chronisch auftritt und es keine Stille mehr im Leben der Betroffenen gibt, entsteht weiterer Stress. Dieser geht oft auch mit einem Gefühl der Hilflosigkeit einher, was wiederum weiteren Stress verursacht - ein Teufelskreis.
Die Erkenntnis, dass Stress und Tinnitus so eng miteinander verknüpft sind, hat zur Entwicklung von Behandlungsansätzen geführt, die auf Stressreduktion und das Management von Stressreaktionen abzielen. Techniken zur Stressbewältigung, Entspannungstechniken und Verhaltenstherapien werden oft als Teil eines umfassenden Behandlungsplans für Tinnitus eingesetzt.
Diagnose bei Tinnitus: Charakterisierung und Suche nach der Ursache
Um eine optimale Therapie bei Tinnitus erarbeiten zu können, ist eine gut gestellte Diagnose unabdingbar. Mediziner differenzieren beim Tinnitus vier Schweregrade, dabei spielen sowohl die Intensität und Häufigkeit der Geräusche eine Rolle als auch die individuelle Belastung der Betroffenen:
- Grad 1: Gut kompensierter Tinnitus. Es werden gelegentlich Geräusche wahrgenommen, die kaum Einfluss auf das tägliche Leben haben.
- Grad 2: Die Geräusche werden hauptsächlich bei Stille wahrgenommen, sie wirken zeitweise störend, insbesondere in stressigen Situationen.
- Grad 3: Der Tinnitus wirkt sich stark auf die Lebensqualität aus. Betroffene empfinden Beeinträchtigungen im beruflichen und privaten Leben. Es gibt Einschränkungen emotionaler, kognitiver oder körperlicher Art.
- Grad 4: Dauerhafte und intensive Geräusche, die nicht mehr kompensiert werden können. Die Lebensqualität ist deutlich beeinträchtigt.
Die Diagnose erfolgt i.d.R. durch eine ausführliche Anamnese beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) und den Einsatz von speziellen Tinnitus-Fragebögen. Diese Bögen sind so gestaltet, dass sie die individuelle Belastung der Patientinnen und Patienten abbilden. Je nach vermutetem Ursprung werden auch audiometrische Untersuchungen durchgeführt.
Individuelle Behandlung von Tinnitus durch Stress
Je nach Grad und Ursache werden unterschiedliche Ansätze bei der Behandlung des Tinnitus verfolgt. Gerade für einen Tinnitus, der durch Stress verursacht oder verschlimmert wird, bieten sich unterschiedliche psychotherapeutische Methoden an. Auch in unseren Privatkliniken für Psychotherapie behandeln wir regelmäßig Patienten mit chronischem Tinnitus und nutzen dafür verschiedene Methoden.
Tinnitus-Counseling und kognitive Verhaltenstherapie
Im Rahmen der Behandlung von Tinnitus stellt das Tinnitus Counselling einen grundlegenden ersten Schritt dar. Nach einer umfassenden diagnostischen Beurteilung dient das Counselling vor allem der Aufklärung und Psychoedukation. Betroffene sollen den Tinnitus als gutartige Erkrankung verstehen und Strategien für den Umgang damit erlernen. Ziel ist es, häufig auftretende Ängste und unrealistische Heilungserwartungen zu reduzieren. Durch diese klärende Funktion legt das Counselling die Basis für konstruktive Habituationsmechanismen. Es hilft, den Teufelskreis aus negativen, sich selbst verstärkenden Reaktionen auf den Tinnitus zu durchbrechen.
Begleitet wird das Counselling durch eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die auf die Habituation und die Verbesserung der Symptome abzielt. Sie adressiert nicht nur den Tinnitus selbst, sondern auch häufig damit einhergehende Begleitsymptome wie Depressivität und Ängste. Mittels KVT arbeiten die Patienten daran, die Wahrnehmung des Tinnitus zu verändern und entwickelt Techniken, um ihre Reaktion darauf besser steuern können. Dadurch verbessert sich das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten mit Tinnitus durch Stress signifikant.
Ergänzende Therapie-Methoden: Entspannung, Bewegung, Klang
In unseren Tinnitus-Akutkliniken setzen wir auf die Kombination unterschiedlicher Methoden für einen individuellen Therapie-Ansatz. Wir ergänzen die klassische Therapie bei Ohrgeräuschen durch weitere Maßnahmen im Bereich Bewegung oder Entspannung. Auf diese Weise erreichen wir eine ganzheitliche Therapie, die genau auf die Bedürfnisse der oder des Einzelnen zugeschnitten ist. Zu den ergänzenden Therapieformen zählen zum Beispiel:
- Entspannungstechniken: Verfahren wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training; aber auch klassische Meditation oder Yoga helfen dabei, Körper und Geist zu entspannen. So wird der Stress reduziert und die Konzentration vom Ohrgeräusch weggelenkt. Mittels achtsamkeitsbasierter Therapien lernen die Betroffenen zudem, den Tinnitus als Teil des Lebens zu akzeptieren und ihm gelassener zu begegnen, was das Leiden unter den Ohrgeräuschen deutlich reduziert.
- Bewegungstherapie: Regelmäßige körperliche Aktivität oder spezielle Bewegungsprogramme fördern das allgemeine Wohlbefinden, bauen Stress ab und erleichtern die anschließende Entspannung. Im Rahmen der interdisziplinären Behandlung spielen Sport und Bewegung in unseren Kliniken immer auch eine Rolle.
- Musiktherapie: Musiktherapie erlaubt den Patienten, ihre inneren Töne und Geräusche durch den Einsatz von Instrumenten nach außen zu bringen. Dies fördert den Austausch mit anderen und ermöglicht ein spielerisches Experimentieren mit den wahrgenommenen Geräuschen. Diese Methode trägt zur Entspannung bei und dazu, die eigene Sicht auf den Tinnitus zu verändern.
Tinnitus: Psychotherapie in den Vincera Privatkliniken
Wenn bei Ihnen ein Tinnitus diagnostiziert wurde und Sie das Gefühl haben, dass die Ohrgeräusche gerade bei Stress stärker und schwer auszuhalten sind, kann dies eine starke psychische Belastung sein. In den Vincera Akutkliniken für Psychosomatik sind wir auf die Behandlung von Tinnitus spezialisiert und bieten Ihnen individuelle Hilfe an. Wir arbeiten mit Betroffenen daran, ihre Lebensqualität zu verbessern und das Geräusch im Ohr anzunehmen. Nehmen Sie jetzt Kontakt zu uns auf und lassen Sie sich unverbindlich bzgl. der Möglichkeiten in Ihrem Fall beraten.