Privatkliniken für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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Eine Frau sitzt mit einem Heißgetränk im Schneidersitz auf einem Holzsteg.

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die für Betroffene unter anderem mit verstärkt negativen Gedanken, Gefühlen der Hoffnungs- und Hilflosigkeit bis hin zur Verzweiflung einhergeht. Umso wichtiger ist für erkrankte Menschen der achtsame Umgang mit sich selbst, um der Depression etwas entgegenhalten zu können. Heute wissen wir, dass Achtsamkeit bei Depression als Therapie beziehungsweise begleitender Aspekt hilfreich ist, um die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls in eine depressive Episode zu senken — so belegen es zahlreiche Studien. Betroffenen steht mit den richtigen Übungen also ein Werkzeug zur Selbsthilfe zur Verfügung, das sie widerstandsfähiger macht, indem es sie sich selbst und ihre Stimmung bewusster wahrnehmen lässt.

Auch Patienten und Patientinnen unserer Privatkliniken für Psychotherapie lernen, Achtsamkeit als wertvollen Teil ihrer Therapie zu begreifen und kehren gestärkt in ihren Alltag zurück. Im folgenden Beitrag erläutern wir Hintergründe der Therapieform “Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie”, erklären die Wirkungsweise und zeigen das Potenzial für Betroffene, aber auch Angehörige auf.

Zum Hintergrund: Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie

Achtsamkeit bei Depression als Therapie-Element ist bereits seit mehreren Jahrzehnten gängige Praxis. Über die Zeit hat sich der Ansatz der achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie etabliert, der Menschen auf ganzheitlichere Weise einbezieht. So spielen nicht nur die Psyche und ihre Störungen, sondern auch die Körperwahrnehmung und seelisches Wohlbefinden eine große Rolle.

Die Anfänge: Stressreduktion zur Vorbeugung gegen Depression

Ende der 70er Jahre entwickelte der Mediziner Jon Kabat-Zinn am University of Massachusetts Medical Center das Konzept der “Mindfulness-Based Stress-Reduction (MBSR)” — also die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion. Die psychische Gesundheit und die Behandlung von Erkrankungen steht dabei nicht direkt im Fokus. Ziel ist vielmehr, das Stresslevel allgemein zu senken und so das seelische Wohlbefinden zu fördern. Das Programm beinhaltet verschiedene Meditationsübungen und Entspannungstechniken, wie die Sitzmeditation oder den sogenannten Body-Scan — die achtsame Körperwahrnehmung. MBSR ist eine klinisch anerkannte Methode und gilt zur Vorbeugung gegen Depression als wirkungsvoller als andere Übungen des Bereichs Achtsamkeit, wie zum Beispiel Autogenes Training.

Junge Frau meditiert im Lotussitz vor Springbrunnen

Zur Prävention von Rückfällen

Auf Basis des MBSR-Konzepts entwickelten die Professoren John Teasdale, Mark G. Williams und Zindel V. Segal der Universitäten in Cambridge, Oxford und Toronto den Ansatz der Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) — die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie. Sie kombiniert Elemente der MBSR mit Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie wird als Gruppenpsychotherapie in acht Sitzungen geführt und ist insbesondere bei Menschen mit wiederkehrenden Depressionen wirksam. Sie reduziert das Risiko, einen Rückfall in eine erneute depressive Episode zu erleiden. In den Vincera Privatkliniken für an Depression erkrankte Menschen ist Achtsamkeit in der Therapie deshalb von Beginn an von Bedeutung für unser Konzept, das auf ganzheitliche Methoden setzt und Patienten und Patientinnen in ihrer Individualität in den Mittelpunkt stellt.

Studienlage zu MBSR und MBCT

Jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens einmal oder mehrfach an einer Depression, wie die Deutsche Depressionshilfe berichtet. Dabei erleiden acht von zehn Betroffenen einen Rückfall und je häufiger sie depressive Episoden durchgemacht haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls. Die Effektivität der Konzepte MBSR und MBCT zur Behandlung und Prävention ist inzwischen in zahlreichen Studien untersucht und belegt worden. So zeigt etwa eine dänische Studie aus dem Jahr 2011, dass die achtsamkeitsbasierte kognitive Verhaltenstherapie das Rückfallrisiko um 40 bis 50 Prozent senken kann.

Wie hilft Achtsamkeit gegen Depression?

Ein charakteristisches Merkmal von Depressionen ist der Fokus auf negative Erlebnisse, Gefühle und Gedanken. Betroffene verlieren sich in Grübelspiralen und wissen nicht, wie sie wieder aus ihnen heraus kommen. So etwas kostet unwahrscheinlich viel Energie und trägt zu weiteren Symptomen, wie Erschöpfung, Müdig- und Antriebslosigkeit bei. Achtsamkeitsübungen bieten eine Möglichkeit, Muster zu durchbrechen und vom Gedankenkarussell abzuspringen: Die Übungen beziehen sich auf das Hier und Jetzt, auf den gerade durchlebten Moment. Beispiele für hilfreiche Übungen, um die Achtsamkeit sich selbst gegenüber zu trainieren, sind:

Junge Frau bei Yoga-Asana als Achtsamkeitsübung
  • Sitzmeditation: Beim “stillen Sitzen” liegt die Konzentration während der Mediation voll und ganz auf der Atmung und dem Versuch, an nichts weiter zu denken. Treten störende Faktoren in der Umgebung auf, wird dies als Herausforderung gesehen, sich davon nicht beirren zu lassen und die Konzentration zu halten.
  • Gehmeditation: Ähnlich wie bei der Meditation im Sitzen, konzentrieren sich Gehmeditierende auf Atmung und die Ausführung langsamer, bedachter Bewegung. Sie machen sich dabei jeden einzelnen Schritt bewusst und behalten den gegenwärtigen Moment im Fokus.
  • Body-Scan: In liegender oder sitzender Position steht die Körperwahrnehmung im Zentrum dieser Übung. Angefangen bei den Füßen, wandert die Konzentration den Körper hinauf, während der Mensch achtsam versucht, in den jeweiligen Körperbereich hinein zu spüren.
  • Atemübungen: Bewusstes Atmen bringt den Geist zur Ruhe und lenkt den Fokus stark nach innen. Wird jeder Atemzug bewusst gemacht und die Wirkung auf den Körper erspürt, bleibt schlicht kein Raum für negative Gedanken und Grübeleien.
  • Yoga: Sanfte, achtsam ausgeführte Yoga-Übungen (Asanas) haben ebenfalls zum Ziel, sich auf die Atmung zu konzentrieren und den Fokus nach innen zu richten.

Ist Achtsamkeit eine Alternative zu Antidepressiva?

Um die Symptome einer Depression medikamentös zu behandeln, gibt es eine Vielzahl an Antidepressiva. Sie bringen jedoch verschiedene Nebenwirkungen, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Gewichtszunahme oder Störungen der Sexualität mit sich, sodass mancher depressive Mensch lieber auf sie verzichten möchte und nach Alternativen sucht. Achtsamkeit kann gegen Depression als alternativer Behandlungsansatz betrachtet werden, wenn es sich um eine vergleichsweise leichte Form der Erkrankung handelt. Professoren der Universität Oxford haben dies in einer vergleichenden Studie mit zwei Teilnehmer-Gruppen untersucht: Die Rückfallquote blieb bei einer Therapie ohne die Gabe von Antidepressiva gleich. Geht es sich jedoch um schwere und chronische Depressionen, sind Antidepressiva und Psychotherapie nach wie vor das geeignetere Mittel zur Behandlung.

Wartezeit zum Therapiebeginn überbrücken

Immer mehr Menschen nehmen die Hilfe von Psychotherapeuten und -therapeutinnen in Anspruch. Rund 1,5 Millionen Therapieplätzen für gesetzlich krankenversicherte Patienten und Patientinnen stehen in Deutschland mehr als 5 Millionen Hilfesuchende gegenüber. Das führt zu durchschnittlichen Wartezeiten von bis zu drei Monaten, in denen psychisch Erkrankte ohne Unterstützung zurecht kommen müssen. Um die Wartezeit zu überbrücken, ist Achtsamkeit bei Depression bis Therapie-Beginn eine gute Möglichkeit: Viele Krankenkassen übernehmen einen Großteil der Kosten für entsprechende Kurse.

Wie hilft Achtsamkeit auch Angehörigen?

Ist jemand an einer Depression erkrankt, leiden Familie und Freunde mit: Die zum Teil ausweglos erscheinende Situation, in der sich ein geliebter Mensch befindet, führt im Umfeld nicht selten zu Belastung und Emotionen der Frustration, Angst und Verzweiflung. Insbesondere in und nach längeren Phasen der Erkrankung, wenn das soziale Umfeld viele Aufgaben für Betroffene übernimmt, bemerken Angehörige ihre eigene Erschöpfung. Auch ihnen hilft Achtsamkeit, der Depression etwas entgegenzusetzen und besser mit ihr umzugehen. Schließlich kann jemand nur dann eine Unterstützung sein, wenn er selbst stark genug ist.

Junge Leute mit Hund sitzen entspannt beim Getränk zusammen

Deshalb ist es auch völlig in Ordnung, hin und wieder an sich selbst zu denken. Achtsamkeitsübungen helfen, sich selbst wieder stärker in den Fokus zu rücken, bedachter zu handeln und geduldiger zu sein — mit sich, aber auch und insbesondere mit dem erkrankten Menschen. Eine ruhige Zeit am Lieblingsplatz, ein Treffen mit lebenslustigen Freunden oder Essen mit Genuss — alles was gut tut hilft, die nötige Kraft, Ausdauer und Mitgefühl für an Depression leidende Menschen im nahen Umfeld aufzubringen.

Achtsamkeit als Teil der Therapie gegen Depressionen

In den Vincera Kliniken ist die achtsamtkeitsbasierte Psychotherapie ein wichtiger Bestandteil unserer Konzepte zur Behandlung unserer Patienten und Patientinnen. Aus Erfahrung wissen wir, wie wichtig neben konventionellen Methoden auch die Achtsamkeit bei Depression als Therapie-Methode ist, um den Menschen ganzheitlich zu heilen. Die Mindfulness-Based Stress-Reduction (MBSR) unterstützt den Gesundungsprozess und bietet Hilfe zur Selbsthilfe, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, der auch in Zukunft wirkt. Wenden Sie sich vertrauensvoll an uns, wenn Sie Unterstützung benötigen, bei uns stehen Sie im Mittelpunkt.

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